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Zu viel Kräuter? Destillieren!

Was tun, wenn man einen Berg frischer Melisse hat? In meinen Augen kann ich nichts Besseres tun, als sie zu destillieren. So habe ich also meine kleine Destille hervorgeholt, das Wetter hat sich auch aufgeklärt, und ich habe es recht zügig angegangen – denn die Melisse verliert sofort an Kraft, wenn sie länger herumliegt. Bevor ich euch jedoch in einer Bildstrecke zeige, wie ich das gemacht habe, vorher noch ein paar Informationen zu diesem wunderbaren Hydrolat:

Das Melissenhydrolat – eine Kurzbeschreibung

Die Ausbeute an ätherischen Öl ist bei der Melisse äußerst gering. Es braucht bis zu 8000 kg  vom Kraut für ein Kilo ätherisches Öl. Im Gegensatz dazu lässt sich das wertvolle Hydrolat einfach und ergiebig abdestillieren. In der Wirkung steht es dem kostbaren Öl nicht nach:

1 Ich verwende das Hydrolat vor allem bei  Herpesinfektionen. Es wirkt antiviral und schlägt dabei die Wirkung des ätherischen Melissenöls, da die antiviral wirksamen Stoffe eher wasserlöslich sind und nicht so viel davon im Öl enthalten sind.
So nebenbei: Auch der Alkoholauszug der Melisse – die Melissentinktur – ist ebenfalls stark antivaral wirksam.

Wenn jemand an immerwiederkehrenden Herpesinfektionen leidet, empfiehlt es sich eine Kur mit dem Hydrolat zu machen, z. B. 3x tgl. 1 TL für ein- zwei Monaten. Nebenbei wird das Nervenkostüm stabilisiert. 

Ein anderer Name der Melisse ist Herzkraut – zu Recht! Sie unterstützt bei allen nervös bedingten Leiden und damit auch bei nervösen Herz-Kreislaufbeschwerden. Der Tee,  ebenso wie die Tinktur und das Hydrolat.

2 Weiteres ist das Hydrolat entzündungshemmend, beruhigend bei Hautirritationen, hautheilend und somit perfekt als Gesichtswasser bei unreiner und gereizter Haut geeignet. 

3 Bei Unruhe und Gereiztheit, bei nervösen Herzbeschwerden, die keine organische Ursachen haben, soll es ebenfalls eine ausgezeichnete Hilfe sein. Man könnte z.B 1 El vom Melissenhydrolat  3xtgl vermischt mit Wasser oder Saft einnehmen.
Ideal ist, wenn man sich selber an seine eigene individuelle Dosierung herantastet.

4 Auch bei Kindern mit ADHS gibt es erfolgversprechende Studien zu der Einnahme von Melissenhydrolat. Dabei hat es kaum Nebenwirkungen, auch da spricht die Studie von 3x 10 ml täglich. Allerdings braucht das Melissenhydrolat einige Zeit bis es seine volle Wirkung hat. In der Regel tritt sie nach 3 Wochen ein. Übrigens ist das bei mehreren pflanzlichen Nerventonikums so: bei Baldrian, Lavendel, Passionsblume oder auch Johanniskraut. Sie brauchen alle eine gewisse Zeit bis sie ihr volles Spektrum an Wirkkraft beim Menschen entfaltet hat.

5 Als Lernhilfe hat es sich mittlerweilen auch einen Namen gemacht, da man mit Hilfe des Duftes (als Raumspray) und oder eingenommen konzentrierter und ruhiger geistig arbeiten kann.
(Wer mag und hat, nimmt noch etwas Rosmarinhydrolat dazu oder Rosmarintee)

 

Die Bilderstrecke zur Herstellung von Melissehydrolat

Nun lass ich einfach die Bilder sprechen, viel Spass!

„Ok, na dann mal los….wird schon werden!“ Idealerweise sollte die Melisse vor der Blüte nach ein oder zwei trüben Tagen gerntet werden. Da ist der Gehalt an Wirkstoffen am höchsten. Bild:@Karin Raffeiner (das gilt auch für alle folgenden)

Misstrauisch beäugt vom jungen Kätzchen mache ich mich an die Arbeit, die Destille locker mit den Kräutern zu befüllen. Die Melisse sollte nicht zu eng in die Destille gestopft werden.

Jetzt geht es los… Die Destille steht auf der mobilen Herdplatte und ist an den Wasserkreislauf angeschlossen. Meine Freundin und ich gehen inzwischen wieder an unsere eigentliche Arbeit… zurzeit die Ausarbeitung der Aromapflege-Fortbildungen. Die Ausarbeitung und die Destilliererei erstrecken sich über zwei Tage, da es noch eine überraschende Ernte von Melisse gab, die verarbeitet werden wollte

Das Kühlwasser wird warm, das heißt, daß der heisse, mit Melissenwirkstoffen angereicherte Dampf, schon innen in der Destille aufsteigt. Noch tropft jedoch nichts. Es gilt zu warten… wir haben ja inzwischen zu tun.

Mmmhh…. Plötzlich weht ein lieblicher Duft zu unseren Nasen… Die ersten Tropfen fangen an zu rinnen. Irgendwie erinnert der Duft an Heu und Honig mit einer frischen Note. Gerti und ich schnuppern ausgiebig und haben eine kindliche Freude… wie beim Geschenke auspacken. Da ich Angst hatte, dass etwas daneben tropft, habe ich kurzzeitig eine Karaffe darunter gestellt. Aber ich habe danach trotzdem die Flaschen genommen. Sie eignen sich besser. Der Duft begleitet uns bei unserer doch recht mental fordenden Arbeit. Sind wir vieleicht deshalb so konzentriert und zügig dabei geblieben?

Tropft es?

Jaaaa!!!!

Karin im Glück 🙂

Die Destillation ist nach ca. 40 min abgeschlossen. Das Pflanzengut wird gewechselt. Beim Öffnen kommt mir eine unglaublich wohlduftende Dampfwolke entgegen. Man sieht es auf diesem Bild nicht so gut, aber die destillierten Bläter haben ein paar smargdgrüne Flecken, die vom Material der Destille herrühren; dem Kupfer. Das Kupfer hat einen Mehrwert; die Hydrolate aus eine Kupferdestille sind länger haltbarer und stabiler.

Es wird noch einige Durchläufe geben. Wieviele, das weiß ich gar nicht mehr.

Voila`:Das ist das fertige Hydrolat! An den Seiten haben sich schon kleine Tröpfchen mit dem ätherischen Öl abgesetzt. Zum Entnehmen ist es zu wenig, aber es macht das Hydrolat hochwertiger. Gerti und ich haben eine Riesenfreude…

Das war nicht meine erste Destillation, aber sicher meine schönste! Für heuer habe ich noch eine Destillation der Schafgarbe, Pfefferminze und Muskatellersalbei geplant.

 

 

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