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Heilkraut des Jahres 2019

Während Weißdorn zur Arzneipflanze des Jahres gekürt wurde, ist das Heilkraut des Jahres das Johanniskraut. Das nehmen wir zum Anlass, immer wieder im Laufe des Jahres, über diese überaus wichtige und vielseitige  Heilpflanze zu berichten.

Das Johanniskraut ( Hypericum perforatum) zählt zu Recht 
zu den bekanntesten Heilkräutern und ist auch eines der best erforschten Heilpflanzen.
Trotzdem sind viele Wirkungsmechanismen noch nicht restlos geklärt und auch nicht, welche der Wirkstoffe nun genau für die spezifischen Effekte verantwortlich sind.

Das war immer wieder Ursache für Verwirrungen und Diskussionen unter den Kräuterleuten.

Johanniskraut in voller Blüte

(Foto: Pixabay) Das Johanniskraut-Hypericum perforatum gehört zu den Hartheugewächsen

Unter Heilpflanzenexpert*innen ist es noch vor ein paar Jahren immer wieder zu Kontroversen gekommen, vor allem bezüglich der idealsten Zubereitungsart des Ölauszuges, dem Johanniskrautmazerat oder auch dem Rotöl, wie es noch genannt wird.

 

Sonne oder Schatten?

Die einen favorisierten die alte hergebrachte Technik des Auszuges der Blüten in der Sonne, die anderen folgten neuen Erkenntnissen, die eher den Schattenauszug bevorzugten.

Nun, das zumindest scheint sich geklärt zu haben: Beide Methoden sind richtig. Es kommt darauf an, welchen Inhaltsstoff man den Vorzug geben und damit eben auch, für was man das Öl verwenden möchte.

  • Der Sonnenauszug der  voll aufgeblühten Blüten beinhaltet mehr Hypericyn, das antidepressiv zu wirken scheint und eine entzündungshemmende Wirkung hat.
  • Der Auszug im Schatten von grünen Knospen, Blüten, unreifen Samenkapseln und den Blättchen von den oberen Triebspitzen enhält mehr Hyperforin, das für seine schmerzstillende Wirkung bekannt ist.

 

Wer aber nun glaubt, dass das der Weisheit letzter Schluss ist, der irrt. Denn ganz so genau weiß man es immer noch nicht. Momentan gilt, dass das Zusammenspiel aller Inhaltsstoffe das Wirkungsoptimum der Sonnenpflanze erzielt. Die Erfahrung zeigt, dass man höchstens die Lastigkeit der Inhaltsstoffe durch die Präsenz oder aber die Abwesenheit von Sonne anders verteilen kann. Dann ist die Johanniskraut-Zubereitung eher für den einen oder anderen Zweck zu verwenden. Braucht es beide Inhaltsstoffe, mische ich beide Auszüge in der Menge, wie ich es brauche, zusammen.

Es stehen auch andere Wirkstoffe des Johanniskrauts im Fokus der Forschung, es bleibt also spannend.

 

Die Volksheilkunde

Gott sei Dank gibt es jedoch die uralten Erfahrungen mit dem Johanniskraut. Und die sind sehr umfangreich!

Die Natur ist halt kein mikrogrammgenau standartproduzierendes Chemielabor, sondern eine weise Heilerin.

 

Einnahme

Innerlich wurde das Johanniskraut als Tee, alkoholischer Auszug, pulverisiert und auch als Ölauszug eingenommen.

Vor allem bei:

  • Unruhe und Schlafstörungen
  • leichten depressiven Verstimmungen
  • Menstruationsbeschwerden
  • Wechseljahrsbeschwerden
  • zur Hormonregulation
  • Nervenschwäche
  • Vegetativ geschuldeten Beschwerden im Herz-Kreislaufsystem, Magen- Darmtrakt,
  • indifferente Schmerzzustände ecc.

 

Äußerliche Anwendung

Äußerlich kam es meist in Form des Ölauszuges und den daraus hergestellten Produkten in Einsatz:

  • bei Verbrennungen
  • zur Förderung der Wundheilung
  • als entzündungshemmendes Mittel
  • bei Prellungen, Verstauchungen und Muskelrissen
  • bei Verspannungen und
  • neuerdings in der Aromapflege als Basisöl, da es antibakteriell wirkt und – wie neuere Forschungen belegen – auch durchaus bei multiresistenten Keimen (MRSA) gut wirksam ist.

 

Die beiden Auszugmethoden

Beide Methoden des Auszuges möchte ich euch hier kurz beschreiben: Es gibt selbstverständlich auch noch andere, aber das würde den Rahmen hier sprengen.

 

Johanniskraut Mazerat nach der Sonnenmethode:
  • Ich warte einen sonnigen, trocken Tag ab, sodass die Blüten nicht mehr taufeucht sind und mache mich zur Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht, auf in den Garten.
  • Dann zupfe ich einzeln die vollerblühten Blüten ab,
  • gebe sie in ein Einmachglas und
  • begieße sie, bis sie voll bedeckt sind, mit Sonnenblumen-Öl HO (Bioladen) auf.
  • Ich bedecke das Glas mit Gaze und stelle es in die pralle Sonne.
  • Dort bleibt es, bis die Sonne an Kraft verliert, so ca. bis Anfang September.
  • Dann seihe ich alles in dunkle Fläschchen ab und stelle sie ins Dunkle.

Dieses Öl ist äußerst haltbar, da das Sonnenblumen HO Öl durch seine Zusammensetzung nicht schnell oxidiert.

 

Johanniskraut-Mazerat nach der Schattenmethode
  • Es werden die gesamten oberen Triebspitzen mit den unreifen Samenkapseln, Knospen, Blüten und oberen Blättchen an einem trockenen warmen Tag gesammelt. Auch da achte ich darauf, dass keine Taufeuchtigkeit mehr auf den Pflanzen ist.
  • Ich gebe sie in ein Einmachglas, übergieße wieder mit dem Sonnenblumenöl HO aus dem Bioladen, bis das Pflanzengut bedeckt ist,
  • verschließe es mit dem passenden Deckel und
  • stelle es an einem warmen Ort ins Dunkle. Bei mir ist es der Küchenschrank.
  • Von Zeit zu Zeit schwenke ich das Glas, damit das Pflanzengut nicht zu schimmeln anfängt und immer gut mit Öl bedeckt ist.
  • Nach frühestens einem Mondlauf lang, seihe ich es ab und fülle es in dunkle Flaschen und beschrifte es mit Datum und mit der Auszugsmethode.

 

Foto: Pixabay Johanniskraut ist eines der am meisten genutzten Heilkräuter in unseren Breitengraden.

 

Persönliche Erfahrungen

Wenn ich mit Menschen in meinem Alter spreche, so erinnern sie sich daran, dass das Johanniskrautöl ein fixer Bestandteil in der Hausapotheke ihrer Eltern  war. Manchmal neben den Arnikaschnaps auch der Einzige.

Und meist kommen mit dem Gespräch auch Erinnerungen hoch, bei welchen oft auch schrecklichen Wunden das Rotöl eingesetzt wurde und wie schön diese abgeheilt sind. Dabei werden mir dann die Narben gezeigt, die tatsächlich schön vernarbt sind.

Gerade bei diesen Erzählungen kommt dann auch die Verwunderung auf, wie man das nur vergessen konnte. Aber so ist das nun mal. Der Mensch ist sehr anpassungsfähig, das zieht halt oft auch ein Vergessen nach sich.

 

Mein Fazit

Auch heute in der modernen Zeit hat das Johanniskraut viel zu bieten und kann unsere ausgezeichneten schulmedizinischen Behandlungen super ergänzen. Dann wird die Heilkunst in unsereren Zeiten wirklich rund, finde ich.

Ich bin überzeugt, dass das Fläschchen Johanniskrautöl ruhig wieder in unsere Hausapothekenschränken einziehen kann. Vielleicht sogar in den 2 unterschiedlichen Auszugsvarianten.

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