Ich blättere im Buch, schon wieder ein neues Kräuterbuch? Gibt es denn nicht schon genug? Doch dann werde ich vorsichtig… Das ist eigentlich kein Kräuterbuch, nein! Das ist viel mehr!
Vor meinem inneren Auge erscheint meine Großmutter, die mich ermahnt, fünfmal am Tag zu essen, mir ein Glas Milch zum Abendessen einschenkt, die im Garten ihre Brennnessel pflegt, täglich ihre Turnübungen macht und jeden Sonntag nach der Messe mit dem Großvater eine Wanderung hinauf in die gute Luft unternimmt.
Alles längst überholt? Ein Lebensstil, den es heute nicht mehr gibt?
Nein: Achmüller beschreibt in sehr sympathischer Art, was die Menschen von damals glücklich und gesund gehalten hat. Es ist eine Rückbesinnung auf die Werte und Ansichten unserer Vorfahren hier in den Alpen. Nichts Neues… endlich mal nichts Neues!
Normalerweise überfliege ich die Einleitungskapitel und den Anhang in einem Buch über Kräuteranwendungen, hier aber finde ich sie sehr interessant, denn es werden, wie Achmüller selbst schreibt, die Zutaten für ein gesundes Leben beschrieben.
Dabei beruft er sich auf zwei große Alpenländer, auf Paracelsus und auf Kneipp. Nach dem Motto „Alles zu seiner Zeit und im rechtem Maß“ geht er:
- auf die Wichtigkeit der inneren und äußeren Rhythmen ein,
- auf das Leben mit den Jahreszeiten,
- den Bräuchen im Jahreskreis,
- auf den Schlaf- und Wachrhythmus.
- Er beschreibt die Reiztherapien, die meine Großmutter „Rosskur“ nannte.
- Weiters die Bewegung,
- die sozialen Kontakte und
- schließlich auch die Ernährung.
In Zeiten von Low-Carb, Vegan und sonstigem tut es wohl zu lesen:
Die traditionelle Ernährung ist nach heutigen Erkenntnissen immer noch die gesündeste.
Der Anhang
Im Anhang gibt es – sehr ausführlich und für uns Kräuterfrauen sehr hilfreich – die empfohlenen Tagesdosierungen von Kräutern, die Neben- und Wechselwirkungen sowie Sammelzeitpunkt und Bezugsquellen.
Wer Arnold Achmüllers Bücher kennt, weiß, dass er sehr genau die Quellen der Volksheilkunde recherchiert.
Der Hauptteil
Als Apotheker ist Achmüller der modernen Wissenschaft verpflichtet. Durch alle angesprochenen Themen zieht sich das immer gleiche Modell: So machten es unsere Vorfahren… und neue Forschungen sagen folgendes…
So auch der gesamte Hauptteil „Die Heilmittel des Alpenraumes“. Er ist nach Beschwerden aufgegliedert und führt an, womit diese nach der Alpinen Volksmedizin und der modernen Forschung gelindert werden können. Einige Kräuterrezepte und Tipps sind jeweils angeführt.
Alles sehr ausführlich und unglaublich gewissenhaft.
Die Hauptthemen sind folgende:
- Husten und Erkältung,
- Haut,
- Magen und Darm,
- Kopfschmerzen,
- Nervosität und Schlafstörungen,
- Herz und Kreislauf,
- Mund-und Rachenraum,
- Muskel und Gelenke,
- Blase und Prostata,
- Menstruation und Wechseljahre.
Fazit
Der Raetia-Verlag hat mit diesem Buch wohl einen neuen Begriff kreiert: die Alpenmedizin! Ob er sich durchsetzt, wird sich zeigen. Das Buch spiegelt uns Alpenländerinnen tatsächlich wider. Sind wir doch alle etwas konservativ, etwas traditionell, aber eigentlich sehr zufrieden!
Alpenmedizin
von Arnold Achmüller
Bloggerin, Autorin und Kräuterkundige
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