Endlich war ich wieder einmal in der Schlössl Mühe der Familie Silbernagl in Bozen. Es ist und war immer schon ein Zero-Waste-Laden, lange bevor Zero-Waste als notwendiger Beitrag für den Klimawandel erkannt wurde und in „Mode“ gekommen ist. Man kann mit den eigenen Tüten und Behältern zur Mühle kommen. Die verschiedenen Getreidesorten und Mehle werden aus großen Papiersäcken heraus damit gefüllt. Wer keine eigenen Behälter hat, kann die Papiersäckchen der Schlössl Mühle nehmen, die dann mit einer Art fliegenden Nähmaschine zugenäht werden.
Ich erinnere mich schon seit meiner Kindheit an diese Nähmaschine. Meine Großmutter hatte immer große Mühe, mich wieder aus dem Laden zu zerren, denn ich sah dem Müller fasziniert zu, wie er den Kundinnen ihre Säckchen zu nähte.
Bei meinem letzten Besuch entdeckte ich Khorasan-Weizen und frage Ilse, des Müllers Frau, was das wohl sei. Ich erhielt folgende Auskunft:
Khorasan-Weizen ist eine alte Weizensorte. Wie der Name schon andeutet, wird nach dem gegenwärtigen Stand der genetischen Forschung von einem Ursprung in Chorasan, einem Gebiet im Nordosten des Irans und dem heutigen Afghanistan, ausgegangen. Er wurde bereits vor 6000 Jahren angebaut. Die Anbaugebiete waren ursprünglich der Fruchtbare Halbmond (Ägypten, Levante, Anatolien, Irak und Iran) und der Kaukasus. Landwirte aus Montana (USA) ließen sich das altägyptische Wort „Kamut“ für den biologischen Khorasan-Weizenanbau als Marke schützen und vermarkten ihn unter dieser Bezeichnung. Dadurch bürgerte sich „Kamut“ als Synonym für den Khorasan-Weizen ein.“
Sehr clever, die Landwirte in Montana, nicht wahr?
Wie alle Hartweizen-Sorten eignet sich auch Khorasan-Weizen besonders zur Herstellung von Nudeln und anderen Teigwaren sehr gut, da diese schön bissfest bleiben. Schnell war ein Rezept aus unserem Buch „Die Kraft der Kräuter nutzen“ umgewandelt und daraus was Gutes gemacht!
Wildkräuternudel mit Khorasan-Weizen
(nach dem Rezept Ravioli aperti von Anni Waldboth)
Zutaten:
300 g Khorasan-Vollkornmehl
3 Eier
3 EL Olivenöl
1 Pr. Salz
einzelne sehr zarte Kräuter wie kleine Brennnesselblätter, kleine Birkenblätter, kleinere Löwenzahnblätter, Vogelmiereblätter, Gundermannblätter
Zubereitung:
- Mehl und Salz vermischen
- die restlichen Zutaten außer den Kräutern
dazugeben und zu einem glatten Teig verkneten - den Teig rasten lassen
- junge, ganze Blätter ohne Stängel vorbereiten
- der Teig wird mit der Nudelmaschine sehr dünn
ausgetrieben - die Hälfte des Teiges mit Wasser bestreichen und mit
den Wildkräuterblättern belegen - danach mit einem weiteren Nudelteig bedecken,
sodass sich die Kräuter in der Mitte des Teiges
befinden - den so entstandenen Kräuter-Nudelteig nochmals
durch die Nudelwalze treiben, aber nicht zu dünn - in beliebig große Quadrate schneiden
- in Salzwasser einige Minuten kochen
- mit beliebigem Ragout oder einfach mit Salbeibutter
und Parmesan servieren
Fazit: Schmeckt, ist gesund und sieht schön aus!
Bloggerin, Autorin und Kräuterkundige
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