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Krampusweckn und Nigglas-Spiel

Am Mittwoch ging es um den Brauch am Barbaratag, heute erzähle ich euch heute von all den Bräuchen rund um den Nikolaus – und das sind zahlreiche bei uns in Südtirol … Mit ihnen zusammen hängen auch die Bräuche mit dem Krampus und aufhören mit meiner Erzählung tue ich mit dem Ambrosiustag, dem 7. Dezember.  

Nikolaus – 6. Dezember

Regnet’s zu Sankt Nikolaus, wird der Winter a graus.
Schneibt es zu Sankt Nikolo, ist der Winter a bold do.

Der Bischof Nikolaus, der in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts Bischof von Myra in Kleinasien in der heutigen Türkei war, ist einer der beliebtesten katholischen Heiligen, immerhin sind ihm in Südtirol 54 Kirchen geweiht, unter anderem der Dom zu Brixen, sowie die Pfarrkirchen in Bozen und Meran.

Um den heiligen Nikolaus ranken sich mehrere Bräuche und Legenden. So half Nikolaus einst einem armen Vater die Aussteuer der drei Töchter zu sichern, indem er drei goldene Kugeln ins Fenster legte.

Seitdem wird der heilige Nikolaus als Bischof mit einem weißen Bart, einer Mitra, einem Bischofsstab, einem langen Bischofsmantel, einem Buch und drei goldenen Kugeln dargestellt.

Nikolausumzug in Sterzing, Foto aus dem Buch „Lebendige Bräuche in Südtirol“ von Jutta Tappeiner

 

Der heilige Nikolaus zählt zu den vierzehn Nothelfern. Er ist der Schutzpatron der Seefahrer und der Reisenden, der Kaufleute und der Apotheker und wird als Schutzherr gegen Wassergefahren und Lawinen verehrt.

So wurden im Ahrntal die Schulkinder von lawinengefährdeten Bauern am Nigglastog zu einem Mittagessen eingeladen. Die Leute sagten, solange die Kinder am Nikolaustage ein Essen bekommen, kann keine Lawine dem Hofe etwas anhaben.

Der heilige Nikolaus gilt zudem als Schutzheiliger der Ministranten und der Kinder. In den Klosterschulen war dieser Tag ein besonderer Festtag. Ein Schüler spielte den Nikolaus und zog mit den anderen durchs Dorf. Daraus hat sich mit der Zeit der Brauch der Nikolausumzüge entwickelt, verbunden mit dem Schenkbrauch.

Früher brachte der Nikolaus Äpfel, Walnüsse und Lebkuchen, heute finden sich im Nikolaussackl neben einem Schokolade-Nikolaus, Nikolauszuckerlen, Erdnüssen und Mandarinen auch kleine Geschenke.

Aus dem Schutzpatronat für die Kinder leitet sich der Schenkbrauch ab, welcher seit der Mitte des 16. Jahrhunderts nachzuweisen ist. Bei vielen Familien kommt der Niklaus heimlich über Nacht und hinterlässt als „Einlegebrauch“ seine Gaben auf Tellern und in Schuhen oder Strümpfen, die die Kinder am Vorabend aufgestellt haben. Oft ist auch eine Rute mit roten und schwarzen Schleifen vom Krampus mit dabei. Manche stellen am Vorabend etwas Heu für den Esel und ein Schnapsl für den Nikolaus auf die Fensterbank.

Mit dem heiligen Nikolaus verbinden vor allem die Kinder einen weiteren Brauch, den sogenannten „Einkehrbrauch“: Am Abend des 5. Dezember besucht der Nikolaus die Kinder in den Familien und verteilt seine kleinen Geschenke, am 6. Dezember kommt er in den Kindergarten und zu alten und einsamen Menschen.

Das goldene Buch, in dem der Nikolaus nachschauen kann, ob die Kinder brav waren, hat heute in dieser Form ausgedient, ebenso wie der pädagogische Zeigefinger, mit dem der Nikolaus in Verbindung gebracht wurde.

Nikolausliadl

Du liaber Nikolaus,
du braver Monn,
i sing dir a Liadl,
sou guat wia i konn.

Hosch in dein Sackl drin,
Epfl und Kearn,
viel Nussn und Feign
jo die mog i gearn!

 

Krampus

Wenn das Gute belohnt wird, soll auch das Böse bestraft werden.

Neben der gütigen, gabenbringenden Gestalt des Nikolauses, der die Kinder belohnt, steht ein finsterer, lärmender Begleiter, der alle „bösen“ Kinder bestraft. Dieser hieß ursprünglich Knecht Ruprecht, im Laufe der Zeit hat er sich zum Krampus entwickelt.

Die großen Krampusumzüge, die es in mehreren Gemeinden in der Zeit zwischen Ende November und Mitte Dezember gibt, sind ein Beispiel für den Wandel von Bräuchen. Dabei hat sich die Figur des ehemaligen Begleiters des heiligen Nikolauses mit der Zeit verselbständigt und das Krampuslaufen selber wurde wichtiger als der Auftritt des Heiligen.

Im Volksglauben gibt es die Meinung, die Krampusse, die mit Fellen bekleidet, mit gehörnten Holzmasken und mit Glocken, Ketten und Ruten ausgestattet sind, hätten die Gestalten der früheren Perchtenumzüge abgelöst. Auch wenn manche Krampusumzüge mit ihren Lichtspektakeln und der lauten Musik eher an den Fasching als an den heiligen Nikolaus erinnern, haben sie zu den Perchtenumzügen, welche in den zwölf Rauh- oder Rauchnächten um die Weihnachtszeit stattfanden, keinen Bezug.

Jede Krampusmaske ist ein Kunstwerk. Foto aus dem Buch „Lebendige Bräuche in Südtirol“ von Jutta Tappeiner

 

Krampus weckn und Nikolausaufweckn

In Mals gibt es den Brauch des Krampus Weckens. Dabei verstecken sich die Krampusse in einer Scheune und Kinder wie Erwachsene wecken die Krampusse mit Kuhglocken auf. Die Aufwecker müssen nach alter Tradition dreimal die Dorfrunde machen und bei der dritten Runde springen die Krampusse unerwartet aus der Scheune heraus und laufen den Aufweckern nach, um diese mit Schuhcreme zu schwärzen.

Danach wird der Nikolaus aufgeweckt, welcher dann mit den Kindern zum Hauptplatz zieht. Die Jugendlichen bilden dabei die Steckenmannschaft. Sie begleiteten den Zug mit Stöcken, damit beschützen sie die Kinder von den Krampussen.

 

Schellenrennen und Schelderer

In Laas findet am Nikolausabend das Schellenrennen statt. Hier ziehen die Kinder mit den Schellen, den Ziegenglocken, durch das Dorf. Auf ihrem Weg werden ihnen Süßigkeiten zugeworfen.

In Truden nennt sich der Brauch Scheldern. Neben den guten Schelderern gibt es die bösen Tuifl. Mit ihren Glocken vertreiben die Schelderer die „Wintergeister“, zu denen auch Krankheit, Hunger und Kälte zählen.

Quelle: Pixabay

 

Koatlacker Nikolausumzug in Prad

In Prad trägt der Nikolausumzug den Namen des Prader Dorfteils „Koatlack“. Von „Koatlack“ aus startet der Umzug, der jedes Jahr am 4. Dezember stattfindet.

Mit zwei Zwickeseln, welche von goaßlschnöllenden Fuhrmännern begleitet werden und welche die Esel führen und im Zaum halten, werden die Zuschauer auf den Umzug eingestimmt.

Angeführt wird der Umzug vom heiligen Nikolaus, der mit seinen Engeln und den „Rutenträgern“ zu Fuß den Umzug eröffnet. Dahinter fährt ein mit Nikolaussäckchen beladener Wagen und dann folgen die Tuifl mit ihren kunstvoll gestalteten Lorfen (Masken) und Gewändern aus Schaf- oder Ziegenfell. Sie begleiten urig gestaltete Wägen, wie den Tuiflthron, den „Vulkanwagen“, den „Käfigwagen“ und den Feuerwagen. Am Dorfplatz trägt der Nikolaus eine besinnliche Geschichte vor, danach verteilt er mit Hilfe der Engel die Nikolaussäckchen. Anschließend mischen sich die kleinen und großen Tuifl mit viel Gebrüll unter die Zuschauer und es wird gefeiert.

Die Koatlacker Tuifl sind dafür bekannt, dass sie trotz Gebrüll und Schellenlärm recht friedliche und umgängliche Gestalten sind.

 

Klosn

Das Klosn im alten Knappendorf Stilfs zählt zu den alten, heute noch lebendigen Bräuchen.

Am Samstag vor oder nach dem Nikolaustag treffen sich drei Gruppen von jungen Männern, welche in die Rollen von Schellern, Eseln und Tuifeln schlüpfen.

Früher waren die Scheller oder Esel mit einem Fell bekleidet, heute tragen sie eine Stoffmaske mit einer roten Zunge und Kleider aus bunten Hudern (Stoffstreifen). Vorne am Körper baumeln mehrere Kuhschellen, mit denen sie laut schellen und dabei das Geschrei von Eseln nachahmen und die Besucher zwicken.

Fot: Frieder Blickle;  aus dem Buch „Lebendige Bräuche in Südtirol“ von Jutta Tappeiner

 

Die Schiachn oder Klaubaufe sind mit Fellmasken und dunklen Stofffetzen bekleidet und stellen böse Geister dar, welche mit Kettengerassel durch die engen Gassen ziehen.

Die dritte Gruppe stellen die Schianen oder die weiß gekleideten Weißen dar. Sie begleiten als Gefolge den Santa Klos, welcher von vier Weißen, dem Lichtträger, dem Rutenträger, dem Katechismusträger und dem Kastenträger begleitet durch die Gassen zieht.

Treffen die Schianen auf die Schiachn wird ogeklost, dabei stürmen die Gruppen aufeinander zu, ohne sich zu berühren und weichen wieder zurück. Dies wird mehrmals wiederholt.

Dann ziehen die Gruppen lärmend durch die Gassen, wobei Zuschauer eingefangen werden, welche sich dann loskaufen müssen. Besonders gerne werden junge Mädchen mit der Kette eingefangen und im Kreis gewirbelt. Am Abend versammelt sich der Umzug zum Betläuten vor der Kirche, wo die Masken abgenommen werden und alle kniend den „Engel des Herrn“ beten. Dann geht das wilde Treiben mit Musik und Speis und Trank weiter.

 

Nigglas-Spiel

In der Zeit um den 6. Dezember zogen früher die Nikolausspieler, die Nigglasspieler, von Haus zu Haus und führten in den Wirtshäusern und Stuben die Nigglas-Spiele auf.

Heute wird das NigglasSpiel im Südtiroler Dialekt nur mehr von Pusterer Theatervereinen aufgeführt. In Prags gibt es die älteste Volkschauspieltradition Südtirols mit 42 Spielern, davon fünf Frauen. Es wird nicht jährlich aufgeführt, dafür aber mit den originalen alten Kostümen, denn beim Nigglas-Spiel sind alle Figuren verkleidet und tragen Lorvn (Masken).

Die Texte des Nikolausspiels erzählen von Alter und Tod, von Krankheit und Schmerz, von Schuld und Erlösung, von Engeln und Teufeln und vom Lebenswandel der Leute.

Ehemalige Spieler berichten, dass sie zum Lernen des Dialogs keinen schriftlichen Text hatten, sie lernten diesen mündlich. Das ganze Stück war so aufgebaut, dass die ersten Spieler, wenn ihr Auftritt in einem Haus vorbei war, zum nächsten Haus weiterziehen konnten.

Es ist Brauch, dass das Spiel mit dem Bajazzo beginnt. Dieser kündigt, mit einem Besen in der Hand die Stube kehrend, das Spiel und die Spieler an. Dann treten ein Zillertaler Tatlkrumer (ein Krämer), ein Männlein und ein Weiblein, der Tod mit der Sense, drei Teufel, der Nikolaus in Begleitung eines Engels mit feurigem Schwert und ein Nachzügler mit einem Klingelbeutel auf.

Schließlich folgt der Engel in Begleitung des heiligen Nikolaus, der sich erkundigt, wie es um die Religion und Sittlichkeit bestellt ist. Er fragt die Kinder aus und ermuntert sie zu beten. Polternd und rasseln kommt dann der erste Teufel, der sich gänzlich auszutoben versucht, jedoch vom zweiten Teufel in seinem Unmut und Zorn besänftigt wird. Er wirft den Menschen Hass und Neid, Tücke und Bosheit vor.

Nigglas-Spiel in Stilfs, Foto aus dem Buch „Lebendige Bräuche in Südtirol“ von Jutta Tappeiner

 

Nachdem er den Zuschauern sämtliche Vergehen und Bosheiten vorgeworfen hat, stürzt er davon. Daraufhin melden sich der Tod an und das alte Mandl, das nicht an den Tod und an das Sterben denkt. Nach einem Zwiegespräch macht der Tod „kurzen Prozess“, setzt die Sense an und löscht mit folgenden Worten das Leben des alten Mandls aus „Aus ist deine Lebenszeit und du musst fort in die Ewigkeit“.

Dann erscheinen Engel und Teufel, die sich um die Seele dieses Mannes streiten. Da aber die schlechten Taten überwiegen, holt ihn der Teufel und trägt ihn fort. Zum Schluss des Spiels tritt noch das alte Weiblein auf und glaubt, die Jugendjahre nachholen und tanzen zu müssen. Diesem Tanz wird ein rasches Ende bereitet. Der Gendarm kommt und schließt das Spiel mit den Worten Im Advent hots Tonzn an End.

 

Gedicht Nigglas-Spiel

Erster Auftretender: Kähraus

Ich bin der erste aus dem Spiel,
weil ich der Kähraus bin.
Ich grüß den Bauer und seine Gäst,
ich grüß die Bäuerin und die Guas.
Ich möchte gerne wissen, wie die Bäuerin hoast.
Ich hoas Johann Pfefferkern
und den Branntwein trink i grad so gern.
Ich trink ihn oben aus,
er macht mir wohl einen tollen Rausch.
Er fährt mir um und um
und glei bei den Zäachn hinaus.
Hei lustig mai Seele grad heut ist mir wohl,
mich hat angefüllt der heilige Vater Nikolaus,
recht Himmelstern voll.
Er sogt olleweil, trink trink du Lümmel,
das muss ja ein guter Wein sein,
weil er kimmt vom Himmel.
Often han i wolln des ganze Lienz ausrenna,
da ist mir der Suma Klaus bekemma.
Er hat mich wölln anstelln,
da haben mich seine Knecht net haben wölln.
Sie haben des graue Röckl sofle gschichn,
da hat mir der heilige Vater Nikolaus gschwind das roate Hematle geliechn.
Hei lustig ich bin der erste aus allen,
es werden noch etliche nachher trollen.

Der Teufel:

Verfluchte Leut’, was fangt ihr on, dass ich steigen muss vom Höllenthron!
Weh euch, ihr Jungen und ihr Alten, was ich euch hab vorzuhalten …
Der Mann vergisst seine eigene Pflicht, an Weib und Kind gedenkt er nicht;
er frisst und sauft den ganzen Toug, dass Weib und Kind verhungern moug.
Der Mann muss bleiben allein zu Haus, das Weib rennt in alle Gassen hinaus;
der Mann, der muss die Henn regiern, das Weib, das muss „Komado führn“.
Jungfrauen, ihr Kotlacksaun, ihr helft dem Teufel die Hölle aufbaudn …
Jünglinge, ihr Wüstlinge, ihr Sodomitten, bei euch hilft kein Beten und kein Bitten,
mit euch hat der Teufl eine besondere Freid, …

 

Ambrosius – 7. Dezember

Ist Ambrosius schön und rein,
wird Floriani (4. Mai) ein Wilder sein.

Der 7. Dezember steht im Zeichen des heiligen Ambrosius, des Patrons der Imker, Wachszieher und Lebzelter. Diese hatten in der Adventszeit früher viel zu tun, da viele Kerzen und Lebkuchen gebraucht wurden. Heute treffen sich um diese Zeit die Imker zu ihren Jahresversammlungen und Gedenkgottesdiensten.

Quelle: Pixabay

 

Eine be-SINN-liche Vorweihnachtszeit mit vielen Bräuchen und Ritualen wünschen allen Kräuterfreunden

Jutta Tappeiner mit den Südtiroler Kräuterfrauen.

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