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Der Giersch (Aegopodium podagraria)

Esst mehr Giersch liebe Leute!

Ich als glückliche Natur-Gartenbesitzerin habe natürlich den Giersch im Garten. Er mag schattige bis halbschattige Plätzen, unter Sträuchern und Bäumen. Früher musste ich den in Mutters Garten mühselig jäten und entsorgen, denn er war unbeliebt in den Beeten. Und noch heute mögen die wenigsten Gartenbesitzer dieses Wildkraut nicht und bekämpfen es mit härtesten Bandagen. Damals wusste ich noch nichts über dieses so gesunde Wildkräutlein, außer dass es sich wahnsinnig schnell verbreitet und sehr schwer ist, es wieder los zu werden: Jäten und aufessen ist die heutige Devise, dann so hält man ihn einigermaßen unter Kontrolle.

Das Tolle an dieser Wildpflanze: Man kann den Giersch vom März bis Oktober laufend ernten!
 
Im botanischen Namen Aegopodium podagraria versteckt sich der Hinweis auf das Aussehen der Pflanze. Den namensgebenden „Ziegenfuss“ kommt nicht von ungefähr: Reißen wir ein Blatt aus der Erde, dann kann man am unteren Ende des Blattstiels einen Ziegenfuß erkennen.
3 – 3 – 3 ist der Giersch dabei!
Dies ist ein alter Spruch, um den Giersch zu beschreiben.
 
Gut von anderen Doldenblütlern kann man den Giersch auch unterscheiden: Drei Teile hat das Blatt und dieses ist wiederum noch einmal dreigeteilt. Der Stängel der Pflanze ist dreikantig. Wer dieses Kraut nicht kennt, sollte es sich gut zeigen lassen. Reibt auch die Blättchen und riecht daran. Diesen Geruch werdet ihr nie mehr vergessen: karottig-grün-würzig. Es gibt nämlich in der Familie der Doldenblütler einige, die giftig sind und man sollte schon gut hinsehen und das Kraut erkennen.
 
Wie viele andere Wildkräuter birgt der Giersch eine Vielzahl an Vitaminen und Mineralstoffen und unterstützt uns bei der Entgiftung des Körpers. Außer wir Menschen lieben ihn auch viele Tiere.
 
Viele Falter, wie der Dukatenfalter, nutzen den Giersch als Nektar- oder Raupenfutterpflanze. Auch als Bienenweide sind die Blüten des Gierschs gefragt. Wenn Giersch also im Garten auftaucht, sollte man den Faltern und Bienen nicht alles wegessen, auch wenn es manchmal schwerfällt.
 

Inhaltsstoffe

  • Vitamin C,
  • Vitamin A,
  • Magnesium,
  • Kalium,
  • Kalzium,
  • Mangan,
  • Kupfer,
  • Eisen,
  • Flavonoide,
  • Carotinoide,
  • ätherische Öle,
  • Eiweiß.

Klingt nach einem Nahrungsergänzungsmittel, oder?

Geh in den Garten und hol ihn dir und genieße dieses gesunde Wunderkraut.

 

Heilpflanze

Das Zipperleinskraut, wie der Giersch auch genannt wird, ist ein altes Volksheilkundemittel insbesondere bei Rheuma, Gicht und Gelenkschmerzen.

Gierschabsud

Für eine lindernde Wirkung bei Gicht, Rheuma, Hexenschuss und Ischiasschmerzen wird ein Gierschabsud dem Badewasser zugegeben.

  • Hierzu 500 g Giersch mit 2 l Wasser aufkochen,
  • etwa 15 Minuten ziehen lassen und
  • dann dem Badewasser zugeben.

Entwässerung

Als Tee getrunken unterstützt der Giersch mit seinem hohen Kaliumgehalt die Entwässerung und Ausscheidung von Harnsäure aus dem Körper. Man sollt ihn auch in der Ernährung roh so oft wie möglich mit einbauen. Der Giersch hat

  • entzündungshemmende,
  • antirheumatische,
  • wundheilende,
  • antimikrobielle,
  • harntreibende,
  • blutreinigende,
  • stoffwechselanregende,
  • verdauungsfördernde,
  • schmerzlindernde und
  • beruhigende Eigenschaften bei Insektenstichen oder leichten Verbrennungen.

 

Nahrungspflanze

Freunde der Wildkräuterküche lieben diesen gschmackigen Doldenblütler, der ein wenig nach Petersilie schmeckt und den man so viel in der Küche nutzen kann

  • Die jungen hellgrünen Blättchen esse ich roh und im Salat. Wenn man regelmässig erntet, dann wachsen stetig junge Blätter nach.
  • Die ein bisschen älteren Blätter ohne Stängel verwende ich als Spinatersatz.
  • Die ganz alten Blätter verwende ich persönlich nur mehr zum Mulchen, da sie eher streng schmecken.
  • Die Blütendolden kann man wie die Holunderblüten herausbacken und
  • die reifen Samen ergeben ein wildes Gewürz.

Ob als Smoothie getrunken, getrocknet und pulverisiert als gesunden Vorrat für den Winter, mit Salz gemixt als Gewürz, als Füllung für Schlutzkrapfen oder mit ricotta oder Quark gemischt als Kräuteraufstrich, der Giersch ist vielseitig verwendbar in unserer Küche.

Probiert dieses wilde Kraut unbedingt aus.

 

Und hier hab ich noch 3 Rezepte für eure Sommerküche notiert und noch zwei aus meinem Buch “Die Landkräuterküche” hinzugefügt:

Gierschöl

Oft wird in der mediterranen Küche Petersilienöl mit Knoblauch zu frischem Fisch serviert. Statt Petersilie verwende ich Giersch, das schmeckt hervorragend.

Dafür ein paar Hände grob gehackten Giersch mit Knoblauch, Salz und Ölivenöl zu einer Paste im Mörser verreiben.

 

 

Vitamin- und eiweißreiche Frittata

Mein Rezept für 1 Portion:

2-3 Eier,5 EL Milch oder Wasser, 3-4 EL gehackten Giersch, Salz, Pfeffer. Olivenöl zum Anbraten.

Zubereitung:

Eier mit Milch oder Wasser, Salz, Pfeffer in einer Schüssel mit der Gabel verquirlen mit dem Giersch vermischen und in einer Pfannen mit wenig Olivenöl bei mittlerer Hitze braten bis das Ei gestockt ist.

 

 

 

Tabuleh mit Giersch

Dieser erfrischende libanesische Bulgursalat wird auch Petersil-Salat genannt. Wildkräuter-Liebhaber wie ich ersetzen die Petersilie durch jungen Giersch.

Zutaten
  • 200 g Bulgur,
  • ca. 400 ml Wasser,
  • 3-4 Hände jungen Giersch,
  • 2 Fleischtomaten,
  • 1 Rote Zwiebel,
  • 1-2 Knoblauchzehen,
  • 2 EL frische Pfefferminze,
  • 5 EL Zitronensaft,
  • 5 EL Olivenöl,
  • Salz, Pfeffer
Zubereitung:
  • Bulgur mit Wasser nach Packungsanweisung kochen.
  • Zwiebel in Ringe,
  • Tomaten in kleine Würfel,
  • Giersch grob schneiden,
  • Pfefferminze etwas feiner hacken,
  • Knoblauch fein hacken.
  • Alles in eine Schüssel geben und mit den restlichen Zutaten gut vermischen.
  • Ihr könnt natürlich statt Bulgur auch Quinoa verwenden.

Spatzln, Knödel, Brot, Gnocchi, Nudeln und vieles mehr kann man auch mit Giersch verfeinern.

 

Ich wünsche euch viel Freude beim Nachkochen und Experimentieren mit dieser tollen grünen Wildpflanze.

Eure Alexia


Dieser Beitrag ist Teil der WIR NOI NEWS Serie: Kräuter begleiten dich das ganze Jahr Teil 7. Die Fotos stammen von Alexia Zöggeler oder aus ihrem Buch “Die gute Landkräuterküche”, erschienen im Löwenzahn-Verlag 2016.

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