Der volkstümlich auch Waldnachtschatten genannte Strauch ist eine giftige Pflanzenart mit meist schwarzen, kirschenähnlichen Beerenfrüchten aus der Familie der Nachtschattengewächse. Der Gattungsname Atropa entspringt der griechischen Mythologie: Die Göttin ATROPOS gehört zu den drei Schicksalsgöttinnen und sie ist diejenige, die den Lebensfaden durchschneidet.
Der Name BELLADONNA für „Schöne Frau“ kommt daher, dass der Saft eine pupillenvergrößernde Wirkung besitzt, ein im Mittelalter geschätztes Attribut der Schönheit, und deshalb von Frauen in die Augen geträufelt wurde. Die Schwarze Tollkirsche gilt als alte Zauberpflanze mit der Fähigkeit, Erregungszustände auszulösen und ist seit dem Mittelalter als Heilpflanze bekannt. Es wird angenommen, dass bei Erwachsenen 10 bis 12 Beeren, bei Kindern schon 3 bis 4 Beeren, zu einer Vergiftung führen, die unbehandelt tödlich sein kann.
Die Anwendungsgebiete von Belladonna Globuli entsprechen – wie in der Homöopathie üblich – den Symptomen, die bei Einnahme der giftigen Pflanze, vor allem der Beeren, hervorgerufen werden.
Die Vergiftungserscheinungen mit Belladonna sind Unruhe und allgemeine Erregung, starke Euphorie und Halluzinationen mit Bewegungsdrang wie Tanzlust: Ein Zustand, der auch mit dem Wort «Tollheit» (Tollwut) umschrieben werden kann. Übelkeit und Erbrechen, die Pupillen erweitern sich so stark, dass die Iris nur noch als schmaler Rand erscheint. Die Folgen dieser Erweiterung sind Lichtempfindlichkeit, Doppeltsehen und Neblig Sehen bis zur völligen Blindheit. Der Puls wird beschleunigt, feuerrote Flecken treten im Gesicht und auf dem Körper auf, das Schlucken ist behindert (Zusammenschnürungsgefühl). Ein wahrhaft «toller» Zustand zeigt sich auch auf der psychischen Ebene: Große Unruhe mit Bewegungsdrang, Zähneknirschen, ständiges Sprechen, Schreien, Lachen, Pfeifen. Die Vergifteten werden wild, sie schlagen um sich, beißen, reißen sich an den Haaren und müssen gewaltsam ruhig gehalten werden, um sich und anderen keinen Schaden zuzufügen.
Wobei hilft Belladonna?
Somit hilft Belladonna bei vielen akuten Entzündungszuständen und Krämpfen. «Belladonna-Zustände» treten wie ein Blitz aus heiterem Himmel auf. Die Betroffenen werden von einer Minute auf die andere heftig krank und benehmen sich, als ob sie verhext wären. Das Fieber steigt beispielsweise so schnell an, dass Fieberkrämpfe entstehen können oder die Patienten in einen irren Zustand geraten: sie sehen entsetzliche Gesichter oder wilde Tiere (schwarze Wölfe wie im Märchen vom Rotkäppchen) und schlagen deshalb wild um sich oder führen sich selbst wie ein wildes Tier auf. Solch heftige Zustände bleiben uns nicht verborgen, so dass das Heilmittel (auch von Laien) gut erkannt werden kann.
Wie eine Belladonna-Vergiftung verläuft auch eine Belladonna-Erkrankung. Wenn sich im Organismus plötzlich ein «Feuer» entzündet (Entzündung), sich Hitze staut (Blutansammlung) und es im wahrsten Sinne des Wortes brennt, ist Belladonna das Mittel der Wahl. Dr. Samuel Hahnemann verabreichte beispielsweise bei Scharlach-Epidemien Belladonna (sogar prophylaktisch!). Warum? Weil eine Scharlach-Erkrankung oftmals ein typisches Belladonna-Krankheitsbild hervorbringt: plötzlicher, heftiger Krankheitseintritt, Unruhe, hohes Fieber, gestaute Hitze, Kopfschmerzen («Mein Kopf brennt!»), scharlachrotes Gesicht, Himbeerzunge, feuerroter Rachen, Trockenheit der Schleimhäute, Schluckbeschwerden (der Hals ist wie zusammengeschnürt).
Wie wir bereits wissen, ist der Name der Krankheit bei der Mittelwahl nicht von Bedeutung. Bei plötzlichem hohem Fieber mit heißem, rotem Kopf, kalten Händen und Füssen, brennender Hitze, dampfendem Schweiß und pulsierenden Kopfschmerzen bringt Belladonna den Fall rasch in Ordnung. Mit dem Bild einer «dampfenden Tomate» kann man sich den Kopf von ‹Belladonna-Patienten› gut einprägen. Ein roter Kopf kann uns auch bei Periodenkrämpfen, Koliken, Säuglingskrämpfen an Belladonna denken lassen. Wenn die Krämpfe plötzlich und heftig auftreten, periodisch kommen und gehen und sich die Betroffenen eher rückwärts beugen, ist die Verordnung gut abgesichert.
Ein «Belladonna-Zustand» kann auch durch das «Feuer» der Sonne ausgelöst oder verstärkt werden. Treten nach einem sonnigen Tag am Wasser oder im Schnee (ohne Kopfbedeckung!), Unruhe, Hitze im Kopf, klopfende Kopfschmerzen auf, hilft Belladonna prompt und erspart dem Leichtsinnigen eine schlaflose Nacht. Der Kopf reagiert aber nicht nur auf Sonnenbestrahlung, sondern auch auf Zugluft sehr empfindlich. So ist es möglich, dass sich ‹Belladonna-Menschen› sogar durch Haarwaschen oder Haarschneiden erkälten.
Belladonna ist ein wichtiges Heilmittel bei Migräne. Auch hier treten die typischen Symptome wie klopfende Schmerzen, vor allem auf der rechten Seite, rotes Gesicht, Licht- und Geräuschempfindlichkeit, schlimmer durch Erschütterung auf.
Belladonna kann auch bei chronischen Krankheiten hilfreich sein. In diesem Bereich erkennen wir das Heilmittel durch die Heftigkeit des Geschehens. Als Konstitutionsmittel ist sie für im gesunden Zustand vitale und eher robuste Menschen geeignet, welche aber im Krankheitsfall sowie bei Stress wütend, erregt und unruhig werden.
Belladonna wirkt bevorzugt auf:
Parasympathikus, Zentralnervensystem, periphere Nerven, Schleim- und Hirnhäute, Augen, obere Luftwege, Magen-Darmkanal, Drüsen, Haut. Belladonna passt besonders gut zu kräftigen, vollblütigen Menschen, intelligenten, sensiblen Kindern.
Hauptindikationen:
Alle Beschwerden treten plötzlich und periodisch auf (kommen und gehen)!
- Fieberzustände
- Angina
- Scharlach
- Abszesse
- Wundrose
- Periodenkrämpfe
- Krämpfe, Koliken der glatten Muskulatur
- Kopfschmerzen
- Krampfhusten
- Asthma
- Sonnenstich
- Augenentzündungen, trockene Augen
- Glaukom (grüner Star)
- Zahnen bei Babys
Symptome:
Große Unruhe, Erregung,
Aggressivität (beißt und spuckt).
Hellwach, geschwätzig / schlägt mit dem Kopf gegen die Wand.
Plötzliches, heftiges Fieber.
Klopfende Halsschlagader,
heißes Gesicht mit kalten Händen und Füssen / Glänzende, starrende und trockene Augen.
Überempfindlich auf Licht, Geräusche, Erschütterung.
Hitzegefühl, Pulsieren, Stechen in den Augen /
Blutandrang zum Kopf (hochroter Kopf) mit Halluzinationen (sieht alles vergrößert, sieht wilde Tiere, „böse Gesichter“) /
Durst, Angst zu trinken, da Hals wie zusammengeschnürt /
Biegt sich in den Rücken (bei Krämpfen) /
Hellrote, mit dunkeln Klumpen vermischte, heiße Periodenblutung.
Folgen von übermäßiger Sonneneinstrahlung, heftiger Erschütterung.
Modalitäten:
Schlimmer durch kalte Winde, Haare waschen, schneiden, Erschütterung, Berührung, Licht, Lärm, direkte Sonnenhitze. Abends und nachts, sich hinlegen. Besser durch Ausstrecken und Rückwärtsbeugen des Rumpfes (Kolik-Schmerzen).
Quellen:
SIMILASAN SWISS
Dieser Beitrag ist der 8. Teil der 🌸WIR NOI NEWS Serie HOMÖOPATHIE – Homöopathie wirkt!🫧

Judith Bonfanti ist Schülerin von Ravi Roy, dem bekannten indischen Homöopathen, der seit vielen Jahren in Deutschland Ausbildungen anbietet, und sie wendet seit Jahren die Homöopathie mit Erfahrung an.